Nazad
* Frauen Hilfe und Rettung Lager

Die Aktion Diana Budisavljević ‒ Die stille Wahrheit

Am 14. Juni 1942 hielt Diana Budisavljević in ihrem Tagebuch fest: Es war das schönste Geschenk, das ich in meinem Leben erhalten habe ‒ die Möglichkeit, Menschen vor dem sicheren Tod zu retten.
Diana Budisavljević (geb. Obexer, Innsbruck, Österreich, 1891-1978) war eine Österreicherin, die in Kroatien lebte und mit dem prominenten Zagreber Arzt Julije Budisavljević verheiratet war. In ihrem Tagebuch beschreibt sie ihr persönliches Engagement und die Beteiligung ihrer Mitarbeiter an der Organisation von Hilfsmaßnahmen für serbische Frauen und vor allem Kinder, die in den Konzentrationslagern des Unabhängigen Staates Kroatien inhaftiert waren. Dank dieses Einsatzes, den sie „Aktion Diana Budisavljević“ nannte, konnten etwa 10.000 Kinder vor dem wohl sicheren Tod gerettet werden.

Das Tagebuch ist ein bemerkenswertes historisches Dokument einer kurzen, aber brutalen Periode der kroatischen Geschichte, geschrieben aus der Perspektive einer Frau, die die Kraft und den Mut fand, frei zu denken und zu handeln und unter extrem schwierigen Kriegsbedingungen aktiven zivilen Widerstand gegen das Ustascha-Regime zu leisten.
Wie gelang es Diana Budisavljević, diese Operation zu entwickeln, die zweifellos die humanste Aktion ihrer Art auf dem Gebiet Kroatiens und vielleicht im gesamten besetzten Europa war? Da Kinder nur auf legalem Wege aus den Lagern geholt werden konnten, gelang es ihr, die zuständigen Ustascha-Behörden zu überzeugen, ihr diese Genehmigungen zu erteilen und die Kinder mit Unterstützung der Caritas in Einrichtungen und Familien unterzubringen, die sich um sie kümmerten und ihnen ein sicheres Leben boten.
Von Beginn der „Aktion“ an erstellte Diana eine Liste mit den Namen der Kinder, die aus den Lagern geholt und in verschiedenen Heimen und Pflegefamilien untergebracht worden waren. Doch diese Akten mit Informationen über 12,000 registrierte Kinder, die nach dem Krieg von Eltern und/oder Verwandten genutzt werden sollten, um Kinder zu identifizieren und zurückzuholen, wurden ihr unmittelbar nach der Befreiung im Mai 1945 weggenommen.
Aus der Sicht der neuen kommunistischen Regierung war sie eine „Bürgerliche“, eine Österreicherin und eine Freundin des Feindes, der das Land besetzt hatte. Gleichzeitig war sie weder Mitglied der Antifaschistischen Frauenfront noch einer anderen illegalen Organisation der Nationalen Befreiungsbewegung in Zagreb. Die neue Regierung war ihr gegenüber in jeder Hinsicht misstrauisch. Sie und ihre „Aktion“ mussten in Vergessenheit geraten. Das ganze Verdienst für die Rettung der Kinder gebührte der kommunistischen Partei und den Organisationen unter ihrer Schirmherrschaft.
Ihr Tagebuch wurde erst im Jahr 2003 veröffentlicht: Damit wurde die Wahrheit darüber, wer die Kinder rettete, endlich öffentlich gemacht.

 

Nataša Mataušić

Quellen / Weitere Informationen

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