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Eine junge Frau mit einem makellos sauberen weißen Kragen ‒ Rada Vranješević

Die Sitzung des ZAVNOBIH in Mrkonjić Grad am 25. November 1943 wurde durch das Foto einer jungen Frau mit makellos sauberem weißem Kragen verewigt, die sich selbstbewusst von der Bühne aus an die Delegierten wendet. Es war Rada Vranješević, deren Foto Kultstatus erlangte, doch nur wenige kennen ihren Namen oder wissen Näheres über ihr Leben.
„Da ist diese kleine Rada“, pflegten die Schüler der Lehrerschule in Banja Luka in den 1930er Jahren untereinander zu sagen. Schon in ihrer Schulzeit kam Rada Vranješević mit linkem Gedankengut in Berührung. Ihr Engagement und ihre Sensibilität für soziale Ungerechtigkeit und Armut führten dazu, dass sie von der Schule verwiesen wurde. Im April 1941, als der Krieg Jugoslawien erreicht, ist sie 22 Jahre alt und lebt in Belgrad, seit einem Jahr Mitglied der illegalen Kommunistischen Partei. Sie kehrt zunächst in die besetzte Stadt Banja Luka zurück, um dort für die Partei zu arbeiten, und begibt sich schließlich in das von den Partisanen befreite Gebiet [link to story 55] in der Krajina in Westbosnien. Dort beginnt ihr Engagement in der AFŽ (Antifašistički front žena Bosne i Hercegovine / Antifaschistische Frauenfront Jugoslawiens), einer Organisation, die 1942 gegründet wurde, um Frauen für die Partisanenbewegung zu gewinnen. Bei ihrer Arbeit in den Parteiorganisationen und als Mitglied des Zentralkomitees der AFŽ fand sich Rada nicht damit ab, sich mit dem „Bereich Frauen“ zu befassen, und betonte, dass „Frauen kein separater Bereich sind, sondern mit dem ganzen Volk kämpfen“. Ihr besonderes Interesse galt den sozialen Problemen, der Unterbringung von Flüchtlingen und deren Betreuung. Ihre Arbeit bei der AFŽ führte sie einige Tage vor der Sitzung des ZAVNOBIH nach Mrkonjić Grad, wo sie an den Versammlungs-Vorbereitungen teilnahm. Vera Babić, die Rada in dieser Zeit kennenlernte, beschrieb sie als „eine schöne Genossin, die sich mit bedächtigen Gesten ruhig in diesem großen Raum bewegte… Sie war solch ein Organisationstalent!“
Auf der Sitzung selbst wandte sich Rada als Vertreterin der Frauen und der AFŽ Krajina an die Delegierten und wies darauf hin, dass die Frauen „weiterhin gegen die Besatzer kämpfen werden“ und dass sie nach der Befreiung des Landes „ihre ganze Kraft in den Aufbau einer glücklichen Zukunft für unser Bosnien und Herzegowina im Rahmen des föderalen Jugoslawiens investieren werden“. Genau sechs Monate später, am 25. Mai 1944, geriet sie bei dem deutschen Angriff auf Drvar in Gefangenschaft. „Halt! Halt! Wir sahen eine schlanke Frau, die mit aller Kraft den Hügel hinunterlief“, erinnert sich Mileva Vidović. Radas letzter Akt des Widerstands war ein Fluchtversuch ‒ er misslang.
Sieben Jahre nach ihrem Tod, im Jahr 1951, wurde sie im sozialistischen Jugoslawien mit dem Orden des Volkshelden [Link to story 49] ausgezeichnet.

 

Nedim Pustahija

Quellen/ Weitere Infromationen
  • Mila Beoković, „Žene heroji“, Svjetlost, Sarajevo, 1967.
  • Žene Bosne i Hercegovine u narodnooslobodilačkoj borbi 1941.-1945. godine – Sjećanja učesnika, Svjetlost, Sarajevo, 1977.
  • Marko Atilla Hoare, Genocide and resistance in Hitler’s Bosnia: the Partisans and the Chetniks, 1941–1943. Oxford University Press., 2006

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