Nazad
Frauen Organisation von Widerstand

Frau im Kampf: Antifaschistische Frauenzeitungen in Kroatien

Der bewaffnete Widerstand in Jugoslawien war in hohem Maße von der Unterstützung von Frauen abhängig, was antifaschistischen Frauen ermöglichte, ihre sozialen und politischen Aktivitäten mit großer Autonomie zu organisieren. Dies spiegelte sich auch in Zeitungen wider, die von Frauen für Frauen herausgegeben wurden. Allein in Kroatien wurden während des Zweiten Weltkriegs mindestens 16 solcher Zeitungen herausgegeben: Frauen sammelten, schrieben und redigierten politische Erklärungen, persönliche Zeugnisse über Kriegsereignisse und häusliche Gewalt, Geschichten, Gedichte, praktische Ratschläge usw. Für viele Frauen auf dem Land waren die Zeitungen der erste Zugang zum öffentlichen gesellschaftlichen Leben.

Die erste Frauenzeitung in Kroatien war Žena u borbi (Frau im Kampf), die im März 1942 in Lika erschien. Bald wurden auch in anderen Teilen Kroatiens lokale Frauenzeitungen herausgegeben: Im Juni 1942 wurde Drugarica (Kameradin) von Frauen in Gorski Kotar veröffentlicht und im August desselben Jahres Riječ žene (Wort der Frau) in Kordun. Im Dezember 1942 erschien Primorka (Primorje-Frau), und ab 1943 folgten zahlreiche weitere: Dalmatinka u borbi (Die dalmatinische Frau im Kampf), Udarnica (Die Stoßarbeiterin) in Slawonien, Glas žene (Frauenstimme) in Moslavina.

Im Juni 1943 begann das Hauptkomitee der Antifaschistischen Front der Frauen (AFŽ) für Kroatien mit der Herausgabe seiner zentralen Zeitung, die ebenfalls Žena u borbi hieß. Die Redaktion wurde von Frauen übernommen, die schon in den 1930er Jahren Erfahrungen gesammelt hatten, als die Frauenpresse begann, über Solidarität und die Rolle der Frauen in der internationalen Arbeiter- und antifaschistischen Bewegung zu schreiben. Im Gegensatz zur Vorkriegszeit, wo Verlage in Städten organisiert waren, befanden sich die Redaktionen während des Krieges oft weit entfernt von den Druckereien, versteckt in tiefen Wäldern; das bedeutete, dass die Herstellung jeder Ausgabe Mut, großes Organisationstalent und kollektive Anstrengungen erforderte. Eine der größten Herausforderungen war die Papierversorgung. In den besetzten Städten gingen Frauen große Risiken ein, um Papier zu beschaffen und in die befreiten Gebiete zu bringen. Auch wenn die Auflagenhöhe bescheiden war ‒ Žena u borbi erschien in einer Auflage von 1.500 – 2.000 Exemplaren ‒ erreichten sie dennoch viele Frauen. Die Zeitungen wurden in lateinischen und kyrillischen Buchstaben veröffentlicht, sogar in Sprachen, die von nationalen Minderheiten gesprochen wurden, wie La Donna Istriana in Istrien.

Eine weitere Herausforderung war die geringe Alphabetisierungsrate der Frauen. Nach der Volkszählung von 1931 waren etwa 40 % der Frauen in Kroatien Analphabetinnen. Vor dem Hintergrund der intensiven Propaganda der Ustascha, der Nazis und der Faschisten während des Zweiten Weltkriegs war der Zugang zu Informationen ein zentraler Faktor für die Entscheidung von Frauen, den Widerstand zu unterstützen und sich ihm anzuschließen. Dies galt insbesondere in ländlichen Gebieten, wo Frauen traditionell der Zugang zur öffentlichen Sphäre verweigert oder eingeschränkt wurde, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die öffentliche Meinung mitzugestalten. Um dies zu ändern, organisierte die AFŽ im Rahmen der Alphabetisierungskampagnen der Kommunistischen Partei Jugoslawiens Schulen und Kurse: 1943 wurden in den befreiten Gebieten Kroatiens 150 Kurse organisiert, ein Jahr später 250 und am Ende des Krieges 421.

 

Sanja Horvatinčić

Quellen / Weitere Informationen
  • AFŽ-Archiv, CRVENA. Das größte Online-Archiv jugoslawischer antifaschistischer Frauenzeitungen und -plakate sowie Forschungsarbeiten, Bücher und Videos über den antifaschistischen Widerstand von Frauen in Jugoslawien, kostenloser Zugang: https://afzarhiv.org/collections/browse
  • Dugandžić and Tijana Okić, eds., The Lost Revolution – Women’s Antifascist Front Between Myth and Forgetting Original Title / Izgubljena Revolucija: AFŽ između mita i zaborava (Sarajevo: Association for Culture and Art CRVENA, 2016/2018).
  • Neda Božinović, Žensko pitanje u Srbiji u XIX i XX veku (Devedestečetvrta: 1996)
  • Nada Sremec, “Ženska štampa za vrijeme Narodnooslobodilačke borbe” u: Žene Hrvatske u Narodnooslobodilačkoj borbi, Vol I, Marija Šoljan-Bakarić, ed. (Zagreb: Glavni odbor Saveza ženskih društava Hrvatske, 1955).
  • Barbara Jancar, “Women in the Yugoslav National Liberation Movement: An Overview”, Studies in Comparative Communism, Vol. 14, No. 2/3, “Women in Communist Systems” (Summer/Autumn 1981), pp. 143–164.

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