Nazad
Gewaltfreier Widerstand Jugend

Der gehorsame Schüler und der ungehorsame Lehrer

Nach der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien im April 1941 versuchten die neuen Behörden, ihre extremistische Ideologie über zahlreiche Kanäle in der Gesellschaft zu verbreiten und durchzusetzen. Dazu gehörte auch die Schule. Neben Änderungen am Lehrplan, den Schulbüchern und dem Schulkalender war eine weitere wichtige Änderung die Einführung eines neuen obligatorischen Grußes: „Za dom spremni!“ (Für die Heimat bereit!), der offizielle Slogan der Ustascha-Bewegung. Es scheint jedoch, dass nicht alle Lehrer und Schüler mit dieser neuen Regelung einverstanden waren.
In historischen Originaldokumenten konnten wir nur wenige Beispiele für „stillen“ Widerstand und zivilen Ungehorsam finden, eines davon ereignete sich jedoch im Oktober 1941 am Gymnasium in Mostar. Nach jeder Unterrichtsstunde sollten die Lehrer laut der neuen staatlichen Anweisung ihre Schüler mit den Worten „Za dom spremni!“ grüßen. Doch Lehrer Žanić weigerte sich, die offizielle Anweisung zu befolgen. Einige Schüler erinnerten den Lehrer an seine Pflicht, worauf dieser ihnen antwortete: „Kakav za dom, hajdete, idite napolje!“ (Was für eine Heimat – los, raus mit Euch!). Die Reaktion des Lehrers löste bei den „kommunistisch orientierten“ Schülern Begeisterung und Applaus aus, die die Gelegenheit nutzten, sich über die „ustacha-gesinnten“ Schüler lustig zu machen. Der Ustascha-Aufsichtsdienst verfasste einen ausführlichen Bericht über diesen „Vorfall“ und über die Zahl und das Verhalten der „kommunistisch orientierten“ Schüler und Lehrer an dieser Schule. Der Bericht erwähnt mehrere andere Fälle, in denen Schüler lautstark mit Buhrufen reagierten, nachdem Lehrer sie mit der Formel “Za dom spremni” begrüßt hatten. Was Lehrer Žanić und seine Schüler betrifft, so wurden sie vom Direktor der Schule in Mostar nicht für ihr Verhalten bestraft, obwohl der Ustascha-Bericht das Geschehene als „schwerwiegenden“ Vorfall bezeichnete.

 

Originaltext von Kenan Dobrić und Tarik Aščić, bearbeitet von Nedim Pustahija.

Quellen/ Weitere Informationen
  • Vlatko Smiljanić, Odgojno-obrazovna kultura u Hrvatskoj tijekom Drugog svjetskog rata u svjetlu dokumenata sukobljenih strana, Kroatologija, 10 (2), 19-46

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