Nazad
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Der Juni-Aufstand 1941 in der Herzegowina

Im Mai 1941 wurde der Vertrag von Rom zwischen Italien und dem Unabhängigen Staat Kroatien unterzeichnet. Auf der Grundlage dieses Abkommens zogen sich die italienischen Streitkräfte, die zuvor die südlichen Teile des besiegten Jugoslawiens besetzt hatten, auf ihre Stützpunkte im annektierten Dalmatien zurück. Das dadurch entstandene Vakuum wurde von den Mitgliedern der faschistischen Ustascha-Organisation gefüllt, die sofort Pläne für die Massenvernichtung der serbischen Bevölkerung schmiedeten.
In der südlichsten Region der Herzegowina lebten die Serben vor allem in den Hochlandgebieten östlich des Flusses Neretva, mehrheitlich auf dem Land, wo sie Ackerbau und Viehzucht betrieben. Nach der Machtübernahme durch die Ustascha kam es ab dem letzten Maitag zu ersten Verhaftungen und Hinrichtungen prominenter Serben, die in Städten lebten, vor allem als Verwalter und Händler, und deren Eigentum beschlagnahmt wurde. Unmittelbar danach zogen die „Jagdeinheiten“ der Ustascha durch die ländlichen Gebiete und verübten massenhaft Gräueltaten. Häufig ermordeten sie die gefangenen Menschen, indem sie sie in Karstgruben [link to story 51] warfen. Tausende Unschuldige wurden getötet.
Da sich die Nachricht von den Morden schnell verbreitete, beschlossen viele Menschen auf dem Lande, Widerstand zu leisten. Im Dorf Drežanj ‒ südlich von Nevesinje, einer Gegend, die für ihren Aufstand gegen das Osmanische Reich im Jahr 1875 bekannt ist ‒ versammelten sich die Männer im Haus von Tomo Ivković, einem Veteranen des Ersten Weltkriegs in dem er als Freiwilliger in der serbischen Armee gekämpft hatte. „Sie haben 28 Menschen in Udrežnje abgeschlachtet… Können wir uns so umbringen lassen… Nein… Wir können nicht mit Kindern und Vieh fliehen und unsere Häuser aufgeben. Wir müssen uns auf sie vorbereiten…“ Als die Ustascha am 3. Juni zum Dorf vorrückten, wurden sie durch einen unerwarteten Kugelhagel empfangen, mehrere von ihnen starben und sie mussten sich zurückziehen. Sie kamen mit Verstärkung zurück, sogar zwei Flugzeuge wurden zum Angriff auf das Dorf organisiert. Schließlich ging den Verteidigern die Munition aus, und sie zogen sich mit ihren Familien in die Berge zurück.
Die Nachricht von diesem ersten Widerstandsakt verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und damit auch der Wille zum Widerstand. Die Ostherzegowina erlebte schon bald einen massiven Aufstand, den ersten seiner Art im besetzten Europa. Obwohl die wenigen lokalen Kommunisten nicht an der Spitze dieser spontanen Bewegung standen, zeitigten ihre Bemühungen, die Kontrolle darüber zu übernehmen, gewisse Ergebnisse. Die ersten waren eher symbolischer Natur: Mit dem Eintritt der Sowjetunion in den Krieg am 22. Juni 1941 hissten einige der herzegowinischen Rebellen die ersten roten Fahnen auf ihren freien Bergen. Doch sie waren noch keine Partisanen, und viele von ihnen schlossen sich im Endeffekt nicht dem kommunistischen Widerstand an, sondern im Gegenteil den nationalistischen Tschetniks.

Vladan Vukliš

Quellen
  • Hercegovina u NOB (Beograd: Vojno delo, 1961)
  • Savo Skoko, Pokolji hercegovačkih Srba ‘41 (Beograd: Stručna knjiga, 1991)
  • Zločini na jugoslovenskim prostorima u Prvom i Drugom svetskom ratu: zbornik dokumenata, I (Beograd: Vojnoistorijski institut, 1993)
Weitere Informationen
  • Mladen Vukomanović, “Ustanak u gornjoj Hercegovini juna 1941. godine”, in: Prilozi 1 (1965): pp. 199–228.

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