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Jugend Widerstand in Städten

Vladimir Perić Valter und der Widerstand in Sarajewo

Antifaschistischer Widerstandskämpfer, Volksheld, Ikone der Popkultur, Symbol von Sarajevo: Vladimir Perić, der unter seinem Pseudonym Walter (Valter auf Bosnisch) bekannt wurde, hat in der Geschichte der Stadt unauslöschliche Spuren hinterlassen. Auch wenn er 1919 in Prijepolje in Serbien geboren wurde und dort aufwuchs, verbindet man heute seinen Namen vor allem mit der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas: Er lebte 1941 in Sarajevo, als Sarajevo besetzt wurde, und kam 1943 mit einem besonderen Auftrag zurück: Die Widerstandsbewegung im Untergrund lag nach massiven Verhaftungen durch die Ustascha-Polizei und die Gestapo fast am Boden und musste neu aufgebaut werden. Die Briefe und Berichte Walters aus den Jahren 1943 bis 1945, aufbewahrt in der Archivsammlung des Historischen Museums von Bosnien und Herzegowina, vermitteln einen Eindruck über diesen Prozess.

Die Sammlung enthält sechs Briefe bzw. Berichte von Vladimir Perić Walter, der erste datiert vom 18. November 1943. Darin schildert er dem Kameraden Marko seine Eindrücke über den Zustand der Widerstandsbewegung bei seiner Ankunft: Die Situation sei beunruhigend gewesen, die Moral niedrig und die Atmosphäre unter den Mitgliedern des Untergrundnetzwerks von Angst bestimmt.

„Es gab auch solche Fälle, in denen es fast sicher war, dass sie alles, was sie wussten, nach einer Ohrfeige preisgeben würden.“.“ Aber es sei ihm gelungen, die Organisation innerhalb von drei Monaten auf eine „solidere und dauerhaftere Grundlage“zu stellen, und er arbeite vor allem an der Rekrutierung neuer Mitglieder und an der Verbesserung der Kommunikation zwischen den Mitgliedern des Untergrundnetzwerks und mit den Partisanen außerhalb der Stadt.Am 23. Mai 1944 berichtete er von bedeutenden Fortschritten in allen Bereichen. Das Problem der Radiokommunikation sei gelöst worden:„Unsere Radiostation ‚Meho‘ wird ihre Arbeit erledigen können“, und die Propagandaaktivitäten seinen intensiviert worden. Durch ihre Beziehungen zu einflussreichen Persönlichkeiten innerhalb des Staatsapparats hatten die Untergrundkämpfer nun auch Zugang zu wichtigen Informationen. Im Hinblick auf den moralischen Zustand der in Sarajevo stationierten Einheiten der regulären kroatischen Armee betonte Walter, dass diese Einheiten den Partisanen bei einem Angriff auf die Stadt wahrscheinlich keinen Widerstand leisten würden, sondern sich ihnen wahrscheinlich sogar anschließen würden.

In weiteren Briefen geht es vor allem um die Verbindungen zwischen der Widerstandsbewegung in der Stadt und den Partisaneneinheiten in der Umgebung von Sarajevo, und die verstärkten Bemühungen, Menschen aus der Stadt in die von Partisanen kontrollierten Gebiete zu überführen. Ein Beispiel dafür ist der Transfer von Leutnant Murat Salman von der kroatischen Armee und 100 seiner Soldaten, die beschlossen hatten, sich der Volksbefreiungsarmee anzuschließen.
Der letzte Brief aus der Sammlung ist auf den 25. März 1945 datiert, doch der bevorstehende Angriff auf Sarajewo wird nicht erwähnt. Walter schreibt wieder vor allem über die Wege, über die neue Rekruten für die Partisanen-Armee in das befreite Gebiet um Sarajevo gebracht werden sollen. Acht Tage später, am 5. und 6. April 1945, erfolgte der Angriff auf Sarajewo. Bei der Befreiung der Stadt spielte die von Walter angeführte Widerstandsbewegung innerhalb Sarajevos eine wichtige Rolle, doch Walter erlebte die Befreiung nicht mehr: Er fiel in der Nahct zum 6. April in den letzten Kämpfen um die Befreiung der Stadt. 1953 wurde er in Jugoslawien posthum mit dem Orden des Volkshelden ausgezeichnet.

 

Nedim Pustahija

Quellen/ Weitere Informationen

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