Nazad
Bewaffneter Widerstand

Angriffe auf Eisenbahnen

Eisenbahnen und Züge waren für das nationalsozialistische Deutschland in den besetzten Ländern von größter Bedeutung: für den Transport von Soldaten, militärischer Ausrüstung, Lebensmitteln und anderen Gütern. Dies machte sie zu einem bevorzugten Angriffsziel für Widerstandsbewegungen in ganz Europa. In Kroatien begann der Widerstand der Partisanen im Juni 1941 mit der Sabotage der Eisenbahnlinie Zagreb ‒ Sisak [link to story 60]. Die Kampagne der Partisanen gegen Eisenbahnlinien entwickelte sich ständig weiter: Im Sommer und Herbst 1942 verzeichneten die Deutschen 465 Sabotageakte im Unabhängigen Staat Kroatien. Die Partisanen wandten unterschiedliche Techniken an: Die Zerstörung von Gleisen auf einer Strecke von mehreren Kilometern, oder Sabotage einer bestimmten Stelle, um einen Zug zum Entgleisen zu bringen, oder manchmal auch direkte Angriffe auf Züge und Bahnhöfe.
Diese Aktionen störten nicht nur die deutsche Kriegsmaschine, sondern ermöglichten es den Partisanen oft auch, Ausrüstung und Lebensmittel zu erbeuten. Im Juli 1942 etwa übernahm eine Partisaneneinheit die Kontrolle über den kleinen Bahnhof Bradina an der wichtigen Strecke von Sarajevo nach Mostar. Dort waren sechs Lokomotiven und ein Güterzug mit 33 Waggons stationiert. Im Güterzug befanden sich unter anderem große Ladungen an Kirschen, Aprikosen und Honig, welche die Kommandeure den Partisanenlazaretten und einen Teil davon den Kämpfern zukommen ließen. Anschließend jagten die Partisanen eine Lokomotive in einem Tunnel in die Luft, sandten die anderen Lokomotiven und die Waggons den Abhang hinunter und zerstörten den Bahnhof und die Gleise auf der Seite von Sarajevo wie auf der von Konjic.
Auch in Frankreich gewannen Sabotageaktionen gegen Eisenbahnlinien mit der Zeit an Bedeutung ; im Sommer 1943 stiegen sie von 30 auf 100 pro Monat, wobei es sich hauptsächlich um Entgleisungen handelte. Der Höhepunkt wurde im Juni 1944 erreicht, als im Zusammenhang mit der Landung der Alliierten in der Normandie Hunderte von Aktionen organisiert wurden, um die Fortbewegung der deutschen Truppen zu behindern. Widerstandsgruppen wurden auch von Eisenbahnern unterstützt, und einige von ihnen gründeten im Sommer 1943 ihre eigene Untergrundbewegung, die Sabotageakte organisierte und Informationen an andere Widerstandsgruppen weitergab. Sie nannte sich Résistance Fer („fer“ bedeutet Eisen und ist Teil des französischen Wortes für Eisenbahn: „chemin de fer“).
Nach dem Krieg wurden Sabotage und Anschläge auf die Eisenbahn zu einem beliebten Film-Motiv. In Frankreich war einer der ersten Filme über den Widerstand „La bataille du rail“ (Der Kampf um die Schiene), inspiriert von den Aktionen der Résistance Fer. Auch in Valter brani Sarajevo [Link to story 10] ist die von den Partisanen geplante Hauptaktion die Zerstörung eines Zuges, der Benzin für die deutsche Armee transportiert.

 

Nicolas Moll

Quellen / weitere Informationen:

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