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Widerstand und Antirassismus

Der Mouvement national contre le racisme (MNCR – Nationale Bewegung gegen Rassismus) wurde im Mai 1941 von Mitgliedern der Widerstandsorganisation Franc-Tireurs et Partisans – Main d’œuvre Immigrée (FTP-MOI) gegründet und stellte eine damals seltene direkte Verbindung zwischen der Ideologie und den Praktiken Nazideutschlands in Vichy-Frankreich und der Frage des Rassismus her.

Die Mitglieder dieser Bewegung wandten sich gegen die Ideologie der „reinen Rasse“ und prangerten diese als „wissenschaftliche Lüge“ und als „moralische Ungeheuerlichkeit“ an. Der MNCR betonte, dass die Verfolgung von Juden ein „rassistisches Verbrechen“ sei, das nicht ungestraft bleiben dürfe. Die meisten Mitglieder waren Intellektuelle oder Journalisten, darunter René Cassin, Frédéric Joliot-Curie, André Mandouze, André Wurmser, Paul Langevin, Abbé Alexandre Glasberg und der Dichter Tristan Tzara.

Als 1942 die rassistischen Verfolgungen in Frankreich zunahmen, versuchte der MNCR, jüdische und nichtjüdische Widerstandskämpfer zusammenzubringen, um humanitäre und solidarische Aktionen zugunsten der Opfer der Barbarei durchzuführen: Kinder wurden versteckt, Fluchtwege und heimliche Grenzübertritte [link to 1] organisiert, Dokumente gefälscht. Der MNCR arbeitete mit der Union des Juifs pour la Résistance et l’Entraide (UJRE – Union der Juden für den Widerstand und die gegenseitige Hilfe) zusammen und gab zwei geheime Zeitungen heraus, da er die Verbreitung von Informationen als wichtiges Mittel des Widerstands betrachtete: „J’Accuse“ (Ich klage an) und „Fraternité“ (Brüderlichkeit). Mit seinen Tätigkeiten legte der MNCR den Grundstein für einen antirassistischen Kampf, der darauf abzielte, in künftigen Gesellschaften “einen Geist der Harmonie und des Verständnisses zu fördern” und dadurch “den Geist des Rassismus für immer auszurotten”.

Nach der Befreiung von Paris arbeitete der MNCR mit einem Büro auf der Avenue des Champs Élysées an einem „antirassistischen Bündnis“, das Aktivisten aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen sollte, darunter auch die 1927 gegründete Ligue Internationale Contre le Racisme et l’Antisémitisme (LICRA – Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus). Politische Differenzen verhinderten jedoch die Verwirklichung dieses Projekts. 1949 gründeten Mitglieder des MNCR den Mouvement contre le Racisme et l’Antisémitisme et pour la Paix (MRAP – Bewegung gegen Rassismus und Antisemitismus und für den Frieden), der eng mit der Kommunistischen Partei verbunden war. Der MRAP spielte eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Rassismus in Frankreich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ist auch heute aktiv.

 

Yvan Gastaut

Quellen/ Weiterführende Literatur

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