Nazad
* Bewaffneter Widerstand Organisation von Widerstand

Der Flottenverband der jugoslawischen Partisanen

Die dalmatinische Küste mit ihren vielen Inseln war in den ersten Kriegsmonaten im Jahr 1941 kein Operationsgebiet für die jugoslawischen Partisanen gewesen. Dies änderte sich in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1942, als eine Gruppe lokaler Partisanen das Küstendorf Gradac im heutigen Kroatien angriff und unter ihre Kontrolle brachte. Einen Tag später traf ein feindliches Motorschiff mit über hundert Tonnen Lebensmitteln an der Anlegestelle ein, ohne zu wissen, dass es nun von Partisanen kontrolliert wurde. Letztere kaperten das Schiff und brachten die Lebensmittel auf den befreiten Berg Biokovo. Nun verfügten die Partisanen über ihr erstes Schiff.
Dass der Aufbau der Partisanen-Flotte an der Küste unter dem Biokovo-Gebirge seinen Anfang nahm, war nicht ganz zufällig. Aufgrund der Topographie dieses Gebiets gab es eine starke Bindung der lokalen Bevölkerung mit dem Meer, die auch die Kluft zwischen dem gebirgigen Landesinneren und den Inseln überbrückte. Bereits im 9. Jahrhundert berichteten venezianische und byzantinische Quellen von lokalen Piraten und Kaufleuten und ihrem Land, das sich zwischen den Mündungen der Flüsse Neretva und Cetina erstreckte. Offenbar nannten sich die Einheimischen „Mariani“, die „Menschen des Meeres“.
Ein ganzes Jahrtausend später sahen sich die italienischen Besatzungstruppen mit einem wachsenden Aufstand zur See konfrontiert. Im Februar 1942 kaperten die Partisanen ein weiteres Schiff, und im Mai versenkten sie zwei Baggerschiffe. Feindliche Schiffe wurden in der Regel von den Partisanen abgefangen, gekapert und/oder geplündert, wofür sie Leute einsetzten – kleine, für die Gegend typische Fischereisegelboote. Am 10. September 1942 ‒ der später im sozialistischen Jugoslawien als Tag der Marine gefeiert wurde ‒ wurde die erste Marine-Partisaneneinheit gebildet. Zu dieser gehörte die Leut “Pionir”, die mit Maschinengewehren ausgestattet regelmäßig zwischen dem Dorf Podgora und der Insel Hvar hin und her segelte. In der Silvesternacht 1943 gelang dieser Einheit ein beachtliches Kunststück: Sie griffen einen italienischen Marine-Konvoi an und erbeuteten sechs Motorboote.
Kurz vor dieser Aktion, am 28. Dezember, richteten die Partisanen in Podgora ihre erste Marinebasis ein. Während des gesamten Jahres 1943 beschlagnahmten sie immer wieder neue Boote, und die größte Erweiterung erfolgte nach der Kapitulation Italiens im September 1943. Bald verfügte die Partisanen-Flotte über zehn bewaffnete Schiffe und rund 200 Patrouillenboote verschiedener Größe mit etwa 3.000 Kommando- und Besatzungsmitgliedern. Während der großen Operationen zur Befreiung Dalmatiens von den Deutschen im Jahr 1944, die von der Insel Vis aus mit Unterstützung der alliierten Streitkräfte eingeleitet wurden, verdoppelte sich die Zahl der Besatzung, jedoch ging die Hälfte ihrer Schiffe verloren. Nichtsdestoweniger spielte die Partisanen-Flotte in diesen Kämpfen eine wichtige Rolle bei der Landung, Versorgung und Evakuierung von Truppen. Ende 1944 war der größte Teil der jugoslawischen Küstenlinie befreit.

 

Vladan Vukliš

Quellen
  • Anđelko Kalpić, “Od Biokova do Visa: Ratnik o svom putu do komandanta ratnog broda,” in: Naše more 11 no. 5 (1964): 242–244.
  • Mato Kapović, “Partizanske pomorske akcije u Dalmaciji od 1941. do 1943. godine,” in: Naše more 9 no. 2 (1962): 57–59.
  • Bojan Miroslavljev, “Osnovana partizanska ratna mornarica,” in: Antifašistički vjesnik, online.
  • “Mornarica NOVJ,” in: Leksikon Narodnooslobodilačkog rata i revolucije u Jugoslaviji 1941–1945, II (Beograd: BIGZ 1980): 666–667.
Weitere Informationen
  • Šibe Kvesić, Dalmacija u Narodnooslobodilačkoj borbi (Zagreb: 1960).
  • Kažimir Pribilović, Četvrti pomorski obalski sektor Mornarice NOVJ 1943–1945 (Split: Uprava za pomorske snage i obalsku odbranu, 1988).
  • Za pobedu i slobodu: Jugoslavenska mornarica u završnim operacijama za oslobođenje Jugoslavije (Beograd: Vojnoizdavački i novinski centar, 1986).
  • Tibor Živković, “Neretljani – primer razmatranja identiteta u srednjem veku,” in: Istorijski časopis 61 (2012): 11–25 (Cyrillic).
  • Neretvani,” in: Hrvatska enciklopedija, online. Leksikografski zavod Miroslav Krleža, 2013–2024.

This website stores cookies on your computer. Cookie Policy