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Flucht in die Freiheit

Unmittelbar nach der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien am 10. April 1941 begannen die Ustascha-Behörden damit, ihr Projekt eines ethnisch, rassisch und religiös „reinen“ Staates in die Tat umzusetzen. Alle als unerwünscht eingestuften Gruppen wurden erbarmungslos verfolgt, vor allem Serben, Juden und Roma. Die Verfolgung ging von Verboten und Inhaftierungen bis zum Massenmord. Eine zentrale Komponente des Terrors war die Einrichtung von Konzentrationslagern, die unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Ustascha begann. Das größte Lager befand sich in Jasenovac, ca. 100 km von Zagreb entfernt, das im Sommer 1941 gegründet wurde, mit verschiedenen Aussenlagern. In den vier Jahren seines Bestehens verloren dort über 80,000 Menschen ihr Leben, mehr als die Hälfte davon waren Frauen und Kinder.

 

Während der gesamten Existenz des Lagers gab es verschiedene Formen des Widerstands, hauptsächlich von inhaftierten Kommunisten. Ihre Aktivitäten bestanden darin, Lebensmittel an Häftlinge zu verteilen, ihre Moral zu stärken, über ein von den Häftlingen selbts konstruiertes Untergrundradio Kontakt zu Partisaneneinheiten herzustellen und eine mögliche Flucht vorzubereiten.

 

Gegen Ende des Krieges beschlossen die Ustascha-Behörden, das Lager Jasenovac aufzulösen. Auf Befehl des Kommandanten Maks Luburić sollte es vollständig zerstört und die verbliebenen Häftlinge liquidiert werden. Die letzte Massenexekution fand am 21. April 1945 statt, als die Ustascha etwa 700 Frauen und Dutzende von Männern ermordete. Das gleiche Schicksal drohte am nächsten Tag den noch verbleibenden tausend Häftlingen. Um ein solches Szenario zu verhindern, beschlossen sie unter der Führung des Kommunisten Ante Bakotić, aus dem Lager auszubrechen. Die Aktion begann am 22. April um 10 Uhr vormittags. Die Häftlinge griffen die Wachen an, brachen die Eingangstore des Lagers auf und begannen, in den nahe gelegenen Wald zu laufen. Die verbliebenen Wachen aber eröffneten das Feuer auf sie, so dass die meisten von ihnen bei dem Fluchtversuch ums Leben kamen, darunter auch der Organisator Bakotić. Von den etwa 600 Häftlingen, die am Ausbruchsversuch teilnahmen, überlebten nur etwa hundert.

 

Ende April 1945 verließen die Ustascha-Einheiten schließlich Jasenovac und hinterließen das Lager und dessen Umgebung als Ruinenfeld. Am 1. Mai 1945 drang die Partisanen-Armee, offiziell jetzt Jugoslawische Armee genannt, ohne Gegenwehr in das Dorf und den verlassenen Lagerkomplex ein.

 

Unter den Häftlingen, die versuchten, auszubrechen, befand sich auch der bekannte Leichtathlet Boris Hanžeković, mehrfach jugoslawischer Meister im Sprint, der als Unterstützer der antifaschistischen Widerstandsbewegung nach Jasenovac gebracht worden war. Seine Schnelligkeit half ihm dieses Mal leider nicht. Wie die meisten anderen wurde er auf dem Weg in die Freiheit getötet. Zu Ehren dieses Spitzensportlers findet in Zagreb seit 1951 jedes Jahr das Leichtathletik-Meeting „Boris Hanžeković Memorial“ statt, an dem namhafte Sportler aus der ganzen Welt teilnehmen.

 

Hrvoje Klasić

Quellen / Weitere Infromationen

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