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Als Französin getarnt in der Résistance

1942 arbeitet eine junge Frau mit dem Namen „Renée Fabre“ für verschiedene deutsche Behörden im besetzten Frankreich. Dort hat sie Zugang zu Informationen über die Truppenbewegungen der Wehrmacht, die sie an den französischen Widerstand weitergibt. Auch nutzt sie ihre Kontakte zu deutschen Soldaten, um Schriften und Flugblätter gegen den Nationalsozialismus zu verbreiten.
Renée Fabre war ein falscher Name und die angebliche Französin war in Wirklichkeit die Deutsche Dora Davidsohn. Am 21. September 1913 in Berlin geboren, besuchte sie eine Handelsschule und arbeitete anschließend in einem Büro. Ihre Familie war jüdisch, aber die Religion spielte in ihrem Elternhaus eine untergeordnete Rolle.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 verlor Dora Davidsohn aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihre Stelle. Sie ging daraufhin alleine ins Exil nach Amsterdam, wo sie sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlug. In Amsterdam kreuzten sich die Wege von Dora Davidsohn und dem kommunistischen Gewerkschafter Alfred Benjamin, der ebenfalls vor den Nationalsozialisten geflohen ist. Die beiden werden ein Paar und ziehen 1934 zusammen nach Frankreich. Weil sie keine gültigen Papiere haben, werden Dora Davidsohn und Alfred Benjamin im Herbst 1939 in Paris festgenommen. Sie kommt in das Lager Rieucros

später in das Lager Brens. Noch während ihrer Internierung kann das Paar im Februar 1941 heiraten.
1942 gelingt Dora Davidsohn und Alfred Benjamin die gemeinsame Flucht. Alfred Benjamin verunglückt jedoch bei dem Versuch, in die Schweiz zu gelangen. Wieder auf sich alleine gestellt, schliesst sich Dora Davidsohn in Lyon der französischen Widerstandsbewegung an. Sie erhält falsche Papiere, die sie als Französin ausgeben. Auf diese Weise getarnt, kann sie kriegswichtige Informationen an die Résistance weitergeben.
Das Kriegsende erlebt sie in Frankreich, wo 1945 ihr Sohn Peter auf die Welt kommt. Dora Davidsohns Eltern, ihre Schwester und ihr Schwager haben den Nationalsozialismus nicht überlebt, sie wurden 1942 in das Vernichtungslager Majdanek deportiert und dort ermordet.
Mit ihrem Partner Heinz Priess, den Dora Davidsohn im französischen Widerstand kennengelernt hat, kehrt sie 1945 nach Deutschland zurück. In der DDR ist sie als Publizistin und Forscherin tätig, sie gibt auch Bücher über die Résistance heraus. 1951 heiratet Dora Davidsohn Hans Schaul, der ebenfalls im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv war. Sie stirbt am 8. August 1999 in Berlin. Heute befindet sich eine Gedenktafel an ihrem ehemaligen Wohnort in Berlin-Plänterwald. In Brens bei Toulouse wurde 2006 eine Straße nach ihr benannt.

 

Dagmar Lieske

Quellen / Weiterführende Literatur:

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