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Bewaffneter Widerstand Organisation von Widerstand Transnationaler Widerstand

Die „Spanier“

Am 7. Juli 1941 kam eine kleine Gruppe bewaffneter Kommunisten – die bald als “Partisanen” bekannt wurden – zu einer Versammlung in einem Dorf im besetzten Serbien. Sie nutzten die Gelegenheit, um ihren Aufruf zum bewaffneten Kampf gegen die Achsenmächte zu verbreiten. Als Gendarmen auftauchten und versuchten, die Dorfbewohner zu zerstreuen, zog Žikica Jovanović, politischer Kommissar der anwesenden Partisanen-Einheit, seinen Revolver und erschoss zwei der Gendarmen. Diese Schüsse wurden als die „ersten Schüsse“ des antifaschistischen Widerstands im besetzten Jugoslawien bekannt und gefeiert. Einige Wochen später, am 21. August 1941, erschoss der junge französische Kommunist Pierre Georges (später bekannt als Colonel Fabien) in der Pariser Metrostation „Barbès-Rochechouart“ einen deutschen Offizier. In ähnlicher Weise wurde auch dies als „erster Schuss“ der Kommunisten im besetzten Frankreich gefeiert.
Abgesehen davon, dass sie die „ersten Schüsse“ abfeuerten ‒ und später im Kampf gegen die deutschen Besatzer starben ‒ hatten Žikica Jovanović und Pierre Georges noch etwas anderes gemeinsam: Beiden junge Männer waren „Spanier“. Mit anderen Worten, sie waren Veteranen der Internationalen Brigaden, die während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) für die Republik kämpften. Viele Veteranen dieses Krieges wurden später als bewährte Kommunisten und entschlossene Antifaschisten mit Erfahrung in moderner Kriegsführung von ihren kommunistischen Parteien eingesetzt, um im Zweiten Weltkrieg den (insbesondere bewaffneten) Kampf gegen die Achsenmächte zu organisieren und zu führen. Innerhalb des besetzten Europas war Jugoslawien das Land, in dem die Rolle der „Španci“ (Spanier) am bedeutendsten war.
Von den mindestens 1.850 Jugoslawen, die in Spanien kämpften, kehrten über 250 zurück und bildeten das Rückgrat der jugoslawischen Partisanenbewegung. Sie organisierten viele der ersten bewaffneten Gruppen und führten zahlreiche Einheiten, Bataillone und Brigaden an. Ein Partisan in Slavonija erinnerte sich später an seine Eindrücke, als zwei „Spanier“ in seine Einheit geschickt wurden: „Ich war zufrieden“, sagte er. „Die meisten von uns wussten wenig über Krieg und Kriegsführung. Die Ankunft der Spanier war sehr bedeutsam. Sie haben viel für die Entwicklung unserer Kampfeinheiten getan.“ Die jugoslawischen „Spanier“ stellten 1941 mindestens 35 Kommandeure von Partisaneneinheiten, dann 15 der 25 Mitglieder der Generalstäbe auf Provinzebene (das Äquivalent der künftigen Republiken), darunter neun Kommandeure und Kommissare. Am Ende des Krieges befehligten vier „Spanier“ die vier jugoslawischen Armeen, von ihrer Aufstellung Anfang 1945 bis zur endgültigen Befreiung im Mai 1945.

Vladan Vukliš

Quellen
  • Dojčilo Mitrović, Zapadna Srbija 1941 (Beograd: Nolit, 1975) (kyrillisch)
  • Dušan Ćalić, “Sjećanja na ustaničku 1941. godinu u Slavoniji,” in: Prilog građi za historiju NOP u Slavoniji 1941. godine (Slavonski Brod: Historijski institut Slavonije, 1965)
  • vGojko Miljanić, “Jugoslovenski borci iz Španije u Narodnooslobodilačkom ratu 1941–1945″, in: Španjolska 1936—1939: Prilozi sa znanstvenog savjetovanja, ed. Ljubo Boban (Zagreb: JAZU, Globus, 1989)
  • Jean Maitron, Claude Pennetier, “Georges Pierre, dit Fredo, dit Colonel Fabien”, in: Le Maitron (2009, 2022; online)
Weitere Informationen
  • Vjeran Pavlaković, Yugoslav Volunteers in the Spanish Civil War (Serbia: Rosa Luxemburg Stiftung Southeast Europe, 2017)
  • Fighters Across Frontiers: Transnational Resistance in Europe, 1936–48, eds. Robert Gildea, Ismee Thames (United Kingdom: Manchester University Press, 2020)

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