Die 1879 in Osijek (Kroatien) geborene und unehelich aufgewachsene Sophie Kopavnik (geb. Göles) lebte mehrere Jahrzehnte in Deutschland, von der Zeit des Kaiserreichs bis zu ihrem Tod im Jahr 1945. Sie lebte in einer Bergarbeitersiedlung in Duisburg-Beeckerwerth und war mit dem Bergmann Franz Kopavnik verheiratet; das Paar hatte einen Sohn, Karl. Sophie Kopavnik arbeitete für den Thyssen-Konzern in Duisburg, sie hatte keine Schulbildung und konnte weder lesen noch schreiben.
Trotzdem war sie politisch sehr aktiv. Schon während des Kaiserreichs beteiligte sie sich an Bergarbeiterstreiks. Während des Ersten Weltkriegs nahm sie an Kundgebungen für die Rechte der Frauen teil, organisierte sich in Gewerkschaften und engagierte sich in der Sexualreformbewegung. Zu ihren Themen gehörte auch der Kampf gegen den § 218, der die Abtreibung in Deutschland kriminalisierte. Sophie Kopavnik trat 1931 in die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) ein.
Als die SAP, wie auch andere Parteien der kommunistischen und sozialistischen Arbeiterbewegung, im Juli 1933 verboten wurde, spielte Sophie Kopavnik eine zentrale Rolle bei der klandestinen Reorganisation der Partei in Duisburg-Beeckerwerth: Sie verteilte illegale Flugblätter, stellte ihre Wohnung als Anlaufstelle und Tarnadresse zur Verfügung und beherbergte dort zeitweise auch Genossen. Ihr Sohn Karl Kopavnik unterstützte sie bei ihren Widerstandsaktivitäten, indem er illegale Flugblätter über die deutsch-niederländische Grenze schmuggelte. Er versteckte sie in den Reifen seines Fahrrads.
Im November 1934 wurden Sophie Kopavnik und ihr Sohn von der Gestapo verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ im Polizeigefängnis Dortmund inhaftiert. Einige Monate später, im Juli 1935, standen sie mit mehreren anderen Personen vor Gericht. Ihnen wurde vorgeworfen, die verbotene SAP im Ruhrgebiet wieder aufgebaut zu haben. Sophie Kopavnik erhielt eine zweijährige Haftstrafe, ihr Sohn wurde zu drei Jahren verurteilt. Sie war in den Gefängnissen Ziegenhain und Aichach inhaftiert, ihr Sohn in den Gefängnissen in Lüttringhausen und Hameln. Ende 1936 aus der Haft entlassen, beteiligte sie sich erneut am Widerstand in Duisburg und wurde im Februar 1939 zum zweiten Mal verhaftet und „verwarnt“.
Sophie Kopavnik überlebte die Verfolgung, aber nicht den Nationalsozialismus ‒ sie starb am 6. März 1945 durch Artilleriebeschuss in Duisburg. Sie wurde auf dem städtischen Friedhof in Obermeiderich (Duisburg) beigesetzt, wo die Gefallenen und Opfer des Zweiten Weltkriegs begraben sind. Nach Kriegsende engagierte sich ihr Sohn Karl in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes ‒ Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und wurde Vorsitzender der VVN Duisburg.
Dagmar Lieske