Der Mont Valérien liegt auf einem Hügel 15 km vom Zentrum von Paris entfernt und ist ein geschichtsträchtiger Ort, vor allem wegen seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg. Die nationalsozialistische Besatzungsmacht nutzte die im 19. Jahrhundert errichtete Festung als Haupthinrichtungsstätte, zum einen für Widerstandskämpfer, die von deutschen Militärgerichten zum Tode verurteilt worden waren, zum anderen für Geiseln, als Vergeltungsmaßnahme für Angriffe auf deutsche Soldaten. Insgesamt wurden dort zwischen 1941 und 1941 1.008 Erwachsene und Jugendliche erschossen.
Am 6. September 1941 wurden die ersten drei Geiseln auf dem Mont-Valérien nach einem Attentat auf deutsche Truppen hingerichtet. Die Erschießung von Geiseln sollte vor weiteren Anschlägen abschrecken: Mit diesem Konzept der kollektiven Verantwortung sollte Druck auf die Bevölkerung und die „Terroristen“ ausgeübt werden. Von da an wurden bis Juni 1944 regelmäßig Hinrichtungen auf dem Mont Valérien vollstreckt. Am 21. Februar 1944 wurden dort 22 Widerstandskämpfer der FTP-MOI-Gruppe unter der Leitung von Missak Manouchian erschossen. Die einzige Frau unter den Verurteilten, Olga Bancic, wurde nach Deutschland überführt, wo sie am 10. Mai 1944 guillotiniert wurde, da die Deutschen es sich zur Regel gemacht hatten, keine Frauen auf französischem Gebiet hinzurichten. Am 18. Juni 1960 weihte der französische Staatspräsident Charles de Gaulle innerhalb der Festung das „Mémorial de la France combattante“ (Denkmal für das kämpfende Frankreich) ein. Das 100 Meter lange Denkmal steht auf einer weitläufigen Esplanade und hat eine Fassade aus rosafarbenem Sandstein, an der 16 hohe Bronzereliefs angebracht sind, die allegorisch die verschiedenen Formen des Kampfes gegen den Feind darstellen. In der Mitte erhebt sich das 12 Meter hohe Lothringerkreuz, das Symbol der Résistance, vor dem eine ewige Flamme brennt. Am 20. September 2003 wurde ein neues Denkmal eingeweiht: eine Bronzeglocke mit den Namen der Erschossenen, geschaffen von dem Bildhauer Pascal Convert. Der Platz vor der Gedenkstätte wurde 1990 nach dem deutschen Priester benannt, der sich während der Besatzung um die verurteilten Häftlinge auf dem Mont Valérien kümmerte: Abbé Franz Stock.
In den letzten Jahrzehnten wurden Sanierungsarbeiten durchgeführt, um die Stätte zu restaurieren ; gleichzeitig soll mit Hilfe pädagogischer Aktivitäten das Bewusststein für die Bedeutung des Orts verstärkt werden. Der „Parcours du Souvenir“ (Erinnerungspfad) etwa zeichnet den Weg der Verurteilten nach, von der Kapelle, in der sie vor ihrer Hinrichtung inhaftiert waren, bis zu der 200 Meter entfernten Lichtung, wo sie erschossen wurden. Tausende von Menschen besuchen jedes Jahr den Mont Valérien, um der Opfer zu gedenken und sich an den Heldenmut derer zu erinnern, die für Freiheit und Gerechtigkeit gekämpft haben.
Marie-Édith Agostini