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Widerstand in den christlichen Kirchen

Nur wenige Menschen aus den beiden christlichen Kirchen in Deutschland leisteten während des Nationalsozialismus Widerstand gegen das Regime.
Während viele Katholiken auf Distanz zu den neuen Machthabern gingen und auf die Wahrung der Eigenständigkeit ihrer Kirche hofften, kritisierten nur wenige von ihnen die antisemitische Politik der Nationalsozialisten. In der evangelischen Kirche organisierte sich die Mehrheit nach 1933 in den nationalsozialistischen „Deutschen Christen“ und passte sich dem neuen Regime an.
Einige wenige mutige Pfarrer und Gemeindemitglieder aus beiden Kirchen stellten sich jedoch gegen die nationalsozialistische Rassenideologie und halfen den Verfolgten. In der katholischen Kirche waren sie oft in Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas aktiv. In der evangelischen Kirche sammelten sich die Kritiker ab 1934 in der Bewegung “Bekennende Kirche”, die den Führungsanspruch der Nationalsozialisten ablehnte.
Auch einzelne Frauen wie Margarete Sommer und Elisabeth Schmitz, deren Taten lange vergessen wurden, gehörten zu denen, die Widerstand leisteten. Margarete Sommer weigerte sich, im Unterricht die von den Nationalsozialisten 1933 eingeführte Zwangssterilisation zu behandeln und wurde deshalb 1934 zum Rücktritt gezwungen. Elisabeth Schmitz trat 1939 in den Ruhestand, weil sie als Lehrerin in Berlin nicht nach nationalsozialistischen Grundsätzen unterrichten wollte.
Beide forderten in verschiedenen Schriften ihre Kirchen auf, gegen die antisemitische Politik Stellung zu beziehen. Da sie nicht wirklich gehört wurden, beschlossen sie, sich persönlich zu engagieren und verfolgten Juden zu helfen. Margarete Sommer bot den Menschen, die deportiert werden sollten, emotionalen und materiellen Rückhalt und half auch manchen, sich zu verstecken. Außerdem dokumentierte sie akribisch die Namen der deportierten und ermordeten Menschen aus Berlin in einem eigens dafür angelegten Buch. Sie verfasste mehrere Berichte über die Deportation der Juden, von denen einer in den Vatikan gelangte. Elisabeth Schmitz versteckte Menschen in ihrer eigenen Wohnung und versorgte sie mit Geld und Lebensmitteln.
Beide Frauen arbeiteten auch nach Kriegsende in ihren Kirchen weiter.
Margarete Sommer starb 1965 und Elisabeth Schmitz 1977. Jahrzehnte nach ihrem Tod wurden sie von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern “ [link to story 90] für ihre Hilfsmaßnahmen während des Nationalsozialismus geehrt.

 

Dagmar Lieske

Quellen / weitere Informationen

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