Nazad
Bewaffneter Widerstand Organisation von Widerstand

Rudi Čajavec und die ersten Flugzeuge der jugoslawischen Partisanen

Nach der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien wurde die Stadt Banja Luka im Nordwesten Bosniens zu dessen geografischem Zentrum. Zu den dort neu eingerichteten Institutionen gehörte die Kolonisierungs-Abteilung: Ihre Aufgabe war es, verfolgten Serben ihr Land wegzunehmen und es mit Kroaten zu besiedeln. Zu ihrem Leiter ernannte das Regime den 30-jährigen Rudolf (Rudi) Čajavec, einen Reserveoffizier der Luftstreitkräfte aus Zentralbosnien, der vorher Landwirtschaft an der Pariser Sorbonne studiert hatte. Allerdings wussten die Behörden nicht, dass Čajavec kommunistische Sympathien hegte. Diese Tatsache war der Polizei entgangen, da er weder Mitglied der Kommunistischen Partei war noch mit ihr in Verbindung stand.

 

Als Junggeselle ließ sich Čajavec im Hotel „Palace“ nieder, wo er mit seinem Bonvivant-Stil die Aufmerksamkeit vieler lokaler Prominenter auf sich zog, mit denen er sich schnell anfreundete. Doch hinter dieser Fassade verbarg sich jemand, der darauf wartete, aktiv zu werden. Die Gelegenheit bot sich, als einer der Mitarbeiter der Abteilung, Vinko Markotić, Mitglied der verbotenen Kommunistischen Partei, erkannte, dass er einen potenziellen Verbündeten vor sich hatte. Diese Erkenntnis ergab sich aus ihrem Büro-Smalltalk. Markotić legte die Karten offen auf den Tisch, woraufhin Čajavec seine Dienste anbot und Teil der kleinen kommunistischen „Zelle“ innerhalb der Abteilung wurde, einer von mehreren geheimen „Zellen“, die innerhalb des Regimeapparats tätig waren.

 

Čajavec’s erster Beitrag für den Widerstand waren frische, erstklassige Informationen, die er bei alkoholgeschwängerten geselligen Zusammenkünften im Hotel „Palace“ sammelte, wo Polizeichefs, politische Leiter und Armeeoffiziere ihre Zungen freien Lauf ließen. Sein zweiter Beitrag waren Waffen und militärische Ausrüstung, die der Kolonisierungs-Abteilung für die „Feldarbeit“ und den Selbstschutz der Mitarbeiter zur Verfügung gestellt wurden ; die eigentlich für die „Kolonisten“ bestimmten Waffen ließ Čajavec mit abteilungseigenen Fahrzeugen zu den Partisanen transportieren. Sein dritter Beitrag wurde der berühmteste: die Gründung der Luftstreitkräfte der jugoslawischen Partisanen.

 

Als Reservepilot wurde Čajavec auch in eine antifaschistische „Zelle“ um Franjo Kluz auf dem Luftwaffenstützpunkt bei Banja Luka eingeführt. Im Frühjahr 1942 liefen sowohl Čajavec als auch diese Gruppe Gefahr, von der Polizei enttarnt zu werden. In Abstimmung mit dem Partisanenführung bestieg Kluz am 23. Mai ein Flugzeug vom Typ „Potez 25“ und landete damit auf einem Feld in der Nähe des befreiten Prijedor, gefolgt von Čajavec in einer „Breguet 19“. Dies waren die ersten Flugzeuge der „Partisanen-Luftstreitkräfte“, die sofort in Kampfeinsätzen eingesetzt wurden. Allerdings wurde Čajavec am 4. Juni abgeschossen und starb, während Kluz‘ „Potez“ am 6. Juli am Boden zerstört wurde. Kluz war danach beim Ausbau der Luftstreitkräfte für die Partisanenbewegung beteiligt. Er starb im September 1944 im Kampf über Dalmatien, nachdem er mit seiner „Spitfire“ von einem Stützpunkt der neuen jugoslawischen Partisanenstaffel in Italien ausgeflogen war.

 

Vladan Vukliš

Quellen
  • Zaga Umićević, “Nepokorena Banjaluka”, in Srednja Bosna u NOB, III (Banjaluka: Glas, 1981) (Cyrillic): 565–570
  • Vinko Markotić, “S Čajavecom u Uredu za kolonizaciju”, in Srednja Bosna u NOB, III (Banjaluka: Glas, 1981) (Cyrillic): 570–587
  • Mišo Leković, Prva partizanska krila (Beograd: Rad, 1962)
  • Predrag Pejčić, Prva i Druga eskadrila NOVJ (Beograd: Vojnoizdavački i novinski centar, 1991)
Weitere Informationen
  • Slavko Odić, Slavko Komarica, Partizanska obavještajna služba, I–III (Zagreb: Centar za informacije i publicitet, 1988)
  • Vladan Vukliš, Marijana Todorović Bilić, Banjalučki ilegalac: Sjećanja Žarka Lastrića (Banjaluka: Arhiv Republike Srpske, 2020)
  • Vazduhoplovstvo u Narodnooslobodilačkom ratu Jugoslavije, ed. Miloš Kovačević (Zemun: Komanda ratnog vazduhoplovstva, 1965): https://znaci.org/00003/719.pdf
  • Website: aeroflight, Yugoslavia Partisan Airforce: http://www.aeroflight.co.uk/waf/yugo/part/yugo-part-home.htm

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