Nazad
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TOD DEM FASCHISMUS ‒ FREIHEIT DEM VOLK

„Der Radiosender wurde die ganze Zeit in Koffern aufbewahrt; er wurde nur für die Sendungen aufgebaut, die wir von einem kleinen Badezimmer aus organisierten. Auf der Badewanne stellten wir ein Brett, und auf dieses den Sender. Die Toilette diente als Sitz für den Ansager. Nach den ersten drei Sendungen (…) erhielten wir von den Bezirkskomitees in Sisak, Karlovac und anderen eine Mitteilung, dass unsere Sendungen gut zu hören waren. Ich beendete jede Sendung mit der Parole: ‚TOD DEM FASCHISMUS ‒ FREIHEIT DEM VOLK!‘ „
Nach dem Angriff des Dritten Reiches auf die UdSSR im Juni 1941 veröffentlichte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) eine Proklamation, die im besetzten Zagreb vom Untergrund-Widerstandskämpfer Stipe Ugarković verlesen wurde ; sie endete mit der der Öffentlichkeit bis dahin unbekannten Parole: „Tod dem Faschismus ‒ Freiheit dem Volk“ (Smrt fašizmu, sloboda narodu). Es gibt zahlreiche Zeugnisse über die erste Verwendung dieser Parole, aber ihr Ursprung lässt sich anhand historischer Dokumente nicht genau bestimmen. Obwohl sie in antifaschistischen Kreisen sicherlich schon früher bekannt war ‒ die Parole “Tod dem Faschismus” wurde bereits in den 1930er Jahren in Spanien verwendet ‒ wurde sie ab dem Sommer 1941 zum Motto und offiziellen Gruß der Teilnehmer des von der KPJ geführten Volksbefreiungskampfes in Jugoslawien.
In der Presse erschien „Tod dem Faschismus ‒ Freiheit dem Volk“ zum ersten Mal am 10. August 1941 im „Bulletin des Hauptquartiers der Partisanen-Abteilungen der Volksbefreiung Jugoslawiens“ (Nr. 1). Nur zehn Tage später erschien die Parole in der Überschrift der Titelseite der zweiten Ausgabe der in Zagreb herausgegebenen Zeitschrift „Vjesnik – Vereinigte Volksbefreiungsfront“. Dieser Slogan wurde dann in den meisten offiziellen Dokumenten und Druckerzeugnissen der Partisanenbewegung in Jugoslawien aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs verwendet. Deren Bedeutung beschränkte sich jedoch nicht auf offizielle Dokumente und Korrespondenzen. Die Popularität des Slogans, die auch in der Verwendung des Akronyms „SF-SN“ deutlich wird, ist vergleichbar mit dem Ruf „¡No pasarán!“ im Spanischen Bürgerkrieg. Dies wird durch zahlreiche Graffiti auf Transparenten und Fassaden in ganz Jugoslawien bestätigt, von denen einige noch heute zu sehen sind. Zeitzeugen berichteten auch, dass dieser Slogan vor öffentlichen Hinrichtungen von Partisanen als eine Art heroische Widerstandsgeste gerufen wurde.
Neben ihrer Kürze und Klarheit verdankt die Parole „Tod dem Faschismus ‒ Freiheit dem Volk“ ihren Erfolg einer geschickten stilistischen Formulierung, die auf der wirkungsvollen Gegenüberstellung der Begriffe „Tod ‒ Freiheit“ und „Faschismus ‒ Volk“ beruht. In vier Schlüsselwörtern verkörpert die Losung das grundlegende politische Programm des Volksbefreiungskampfes: die Niederlage des Faschismus als Voraussetzung für die Verwirklichung einer besseren Zukunft.
Im sozialistischen Jugoslawien wurde die Parole weiter verwendet, durch Inschriften auf Denkmälern, aber auch in offizieller Korrespondenz. Ab den 1960er Jahren war das dann immer seltener der Fall. Im postsozialistischen politischen Raum wird die Parole „Tod dem Faschismus ‒ Freiheit dem Volk“ von denjenigen benutzt, die gegen neofaschistische Tendenzen kämpfen ; sie wehren sich dabei auch gegen die Diffamierung des Erbes der kommunistischen antifaschistischen Bewegung, die darauf abzielt, diesen Slogan mit faschistischen Parolen gleichzusetzen.

 

Sanja Horvatinčić

Quellen
  • Leksikon narodnooslobodilačkog rata i revolucije u Jugoslaviji : 1941-1945. (Beograd: Narodna knjiga : Izdavačko publicistička delatnost; Ljubljana: Partizanska knjiga, 1980.)
  • Mirko Peršen, Vjesnikove godine: 1940 – 1990 (Zagreb: Vjesnik, 1990.).
  • Stipe Ugarković,Zapisi ilegalca(Zagreb: Glas rada, 1953.), 46-48.
  • Šime Balen, „Kako smo počeli“, u: Zbornik sjećanja: Vjesnik: 1940-1990, Milan Bekić (ur.) (Zagreb: Vjesnik, 1990.), 20-26.
  • Пътят на суровата борба. Сборник от документи за въоръжената борба на трудещите се от Плевенския край 1941-1944 , Ст. Ганев, Хр. Димитров, Н. Константинов, Б. Феков (eds.) (Pleven, 1968.).
Videos
Die zweite Episode der beliebten TV-Dramaserie “Nepokoreni grad” (Die unbesiegte Stadt) (Jadran Film, 1981), mit dem Titel: "Tod dem Faschismus, Freiheit dem Volk". Ganz am Ende der Folge geht es um die Ausstrahlung der ersten Radiosendung mit der Parole "Tod dem Faschismus ‒ Freiheit dem Volk".

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