Tod durch Erhängen: Märtyrer des Widerstands
Das öffentliche Erhängen von Widerstandskämpfern, Geiseln und Zivilisten wurde während des Zweiten Weltkriegs in ganz Europa als Terror- und Bestrafungsinstrument eingesetzt. Vor allem die Achsenmächten praktizierten es bei Repressalien gegen Widerstandsgruppen und Einzelpersonen sowie in Konzentrationslagern. Es galt, die Opfer zu demütigen und die Lebenden zu warnen: Personen, die verdächtigt wurden, Partisanen oder deren Unterstützer zu sein, einschließlich Frauen, wurden öffentlich hingerichtet und oft tagelang hängen gelassen.
Die Praxis, Menschen öffentlich zu hängen, wobei oft Schilder an ihre herabbaumelnden Körper befestigt wurden, auf denen ihre „Verbrechen“ aufgelistet waren, war in Ost- und Südosteuropa häufiger zu beobachten als in Westeuropa. Auf dem Balkan waren öffentliche Exekutionen regelmäßig Teil der Kampagnen zur Aufstandsbekämpfung im Zuge der wachsenden antifaschistischen Volksbefreiungsbewegung. Hinrichtungen galten als wirksames Mittel, um Aufständische abzuschrecken und die Unterstützung der Zivilbevölkerung zu schwächen. Doch das Gegenteil war der Fall: Schon während des Krieges wurden Menschen, die sich mutig dem Tod am Galgen stellten, zu Helden und Märtyrern des Widerstands.
Ím Nachkriegsjugoslawien beruhte die Darstellung des Partisanen-Heldentums oft auf Fotos aus der Kriegszeit, da sie der Darstellung einen zusätzlichen Wert an Authentizität verliehen. Die Fotos waren entweder von den Henkern aufgenommen worden, um den Beweis für die korrekte Ausführung der militärischen Befehle zu erbringen, oder von Zuschauern, um die Kriegsverbrechen für die Zukunft festzuhalten. Oft zeigen diese Fotos Verurteilte, die furchtlos und trotzig auf ihre Hinrichtung warten. Diese ikonischen Bilder sind zu einem wichtigen Bestandteil des kollektiven jugoslawischen Gedächtnisses geworden und wurden in Museen, auf Buchumschlägen und als Motive für Denkmäler verwendet. Ein Beispiel ist das ikonische Foto des 26-jährigen Stjepan Filipović unter dem Galgen mit erhobenen Armen, wenige Augenblicke vor seiner Erhängung durch Tschetniks und die Polizei des serbischen Kollaborations-Regimes ; es diente als Vorlage für zwei monumentale Skulpturen: eine wurde 1960 in Valjevo (Serbien) aufgestellt, wo er gehängt wurde, und die andere in seiner Heimatstadt Opuzen (Kroatien). Das Denkmal in Opuzen wurde während der Kriege in den 1990er Jahren zerstört, aber einige Einwohner halten stolz die Erinnerung an ihren antifaschistischen Lokalhelden aufrecht.
In Westeuropa, z. B. in Frankreich, waren öffentliche Hinrichtungen durch die Besatzungsmächte weniger verbreitet. In den Wochen nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 kam es allerdings zu zwei Fällen, in Nizza und in Tulle. So wurden in Nizza am 7. Juli 1944 die beiden Widerstandskämpfer Séraphin Torrin und Ange Grassi, die beschuldigt wurden, deutsche Soldaten angegriffen zu haben, im Stadtzentrum von der deutschen Polizei aufgehängt, wobei ihre Körper mehrere Stunden lang am Galgen hingen. Dieser für Frankreich ungewöhnliche Akt der Einschüchterung schockierte die Bevölkerung. In Westfrankreich wurde die Stadt Tulle ebenfalls Opfer harter Repression durch die deutschen Behörden. Als Vergeltung für einen Angriff der Widerstandsgruppe FTP verhaftete die SS-Division Das Reich unter dem Befehl von General Lammerding am 9. Juni 1944 3.000 Männer in der Stadt. Neunundneunzig von ihnen wurden an Balkonen der Stadt aufgehängt, was bei den Einwohnern Entsetzen und Panik auslöste. Nach dem Krieg wurden Denkmäler zum Gedenken an die Opfer dieser beiden öffentlichen Erhängungen errichtet. Nach dem Krieg wurden in beiden Städten Denkmäler zum Gedenken an die Opfer dieser öffentlichen Exekutionen errichtet.
Sanja Horvatinčić, Nataša Mataušić, Yvan Gastaut