Nazad
* Bewaffneter Widerstand Religiöse Akteure

Ungewöhnliche Berufung: Priester als jugoslawische Partisanen

Priester in einer von den Kommunisten geführten Armee zu werden: Das war zweifelsohne eine ungewöhnliche Berufung. Im besetzten Jugoslawien blieben die meisten Geistlichen der drei großen Religionen – Orthodoxie, Katholizismus und Islam -, die traditionell konservativ ausgerichtet waren, entweder „neutral“ oder stellten sich auf die Seite der nationalistischen Bewegungen und Regime. Bedeutende Teile der kroatischen katholischen Hierarchie unterstützten das Ustascha-Regime und ihr Programm und nutzten auch die Gelegenheit, um viele der verfolgten Orthodoxen zum Katholizismus zu bekehren. Manche legten ihre geistlichen Gewänder ab und zogen Ustascha-Uniformen an, wie Miroslav Filipović, der 1942 von den Franziskanern ausgeschlossen und 1946 als Kriegsverbrecher hingerichtet wurde.
Die Position der serbisch-orthodoxen Kirche war komplizierter. Aufgrund ihrer antideutschen Haltung unterstützte sie nicht wirklich das Quisling-Regime im besetzten Serbien.Viele ihrer Priester stellten sich auf die Seite der Tschetniks, einige als Kämpfer. Im Unabhängigen Staat Kroatien, wo der orthodoxe Klerus vom Regime verfolgt wurde, wurden Priester wie Momčilo Đujić in Dalmatien und Savo Božić in Nordbosnien zu Tschetnik-Kommandeuren. Aufgrund solcher Allianzen gerieten während des Krieges etwa 150 orthodoxe Geistliche und Nonnen ins Visier der Partisanen, während 370 von anderen Kräften getötet wurden.
Aber einige Priester kämpften auch auf der anderen Seite. Fast 80 kroatische katholische Priester schlossen sich den Partisanen an, und mehr als die Hälfte verlor dabei ihr Leben. Svetozar Rittig, Pfarrer der St. Markus-Kirche in Zagreb, unterstützte die Partisanen-Bewegung von Anfang an. Als Redner bei der zweiten AVNOJ-Sitzung erklärte er, dass er noch nie zuvor an einer Versammlung mit so gesunden Ansichten und Gedanken teilgenommen habe, die für ihn „so strahlend wie Ostern“ seien. Der Partisanen-Generalstab richtete die Position der „Religionsoffiziere“ ein. Der orthodoxe Priester Jevstatije Karametijević und der Imam Sead Musić dienten gemeinsam in derselben Brigade. Der bekannteste orthodoxe Partisanen-Priester war Vlada Zečević, der zunächst seine eigene Tschetnik-Einheit organisierte und dann mit ihr die Seiten wechselte. Im November 1942 organisierte Zečević die erste Versammlung der pro-Partisanen orthodoxen Priester. Er blieb ein wichtiger Name in der Nachkriegsgesellschaft, genau wie Rittig. Ein weiterer Priester, Novak Mastilović aus der Herzegowina, überlebte die Ustascha-Massaker im Juni 1941 und schloss sich dem Aufstand an. Auf der ersten Sitzung von ZAVNOBiH, an der er als gewählter Delegierter teilnahm, erklärte er, dass der größte Erfolg der Partisanenbewegung darin bestehe, dass sie das Aufflammen interethnischer Rache verhindert habe. Er appellierte an andere Priester, zur weiteren Verbrüderung zwischen den Gemeinschaften beizutragen. Dies war seiner Ansicht nach eine der Hauptvoraussetzungen für die endgültige Befreiung.

 

Vladan Vukliš & Nataša Mataušić

Quellen / Weitere Informationen
  • Ćiril Petešić, Katoličko svećenstvo u NOB–u 1941–1945 (Zagreb: Vjesnikova press agencija – Globus, 1982)
  • Spomenica pravoslavnih sveštenika – žrtava fašističkog terora i palih u Narodnooslobodilačkoj borbi, eds. Milan Smiljanić et al. (Beograd: Savez udruženja pravoslavnog sveštenstva FNRJ, 1960)
  • Savo Skoko, Pokolji hercegovačkih Srba ‘41 (Beograd: Stručna knjiga, 1991)
  • Zemaljsko antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Bosne i Hercegovine: Dokumenti 1943–1944, I (Sarajevo: Veselin Masleša, 1968)

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